Ein Jahr Baustelle – eine Zwischenbilanz

Unser Bauleben nach den „Bauflüsterern“ (nun Bauschule Wittingen)

Unser Schwedenhausprojekt läuft jetzt etwas mehr als ein Jahr. Noch sind wir längst nicht am Ziel, denn dazu gab es zu viele Dinge, die uns ausgebremst haben – von gelegentlich fehlender Motivation mal ganz zu schweigen. Aber Zeit für eine Zwischenbilanz ist es jetzt dennoch einmal. Eine Bilanz, in der auch die „Bauflüsterer“ aus gutem Grund nicht fehlen dürfen.

Es klang nach einem spannenden Unternehmen, sein Eigenheim auch wirklich selbst zu bauen. Hätten wir allerdings damals gewusst, wie sehr sich Versprechungen der „Bauflüsterer“ und die Realität voneinander unterscheiden, wir hätten dieses Projekt wohl nie begonnen. Denn sowohl die Ausführung der Baumaßnahmen, die wir nun wirklich nicht selbst machen konnten, als auch die Verlässlichkeit ließen mehr und mehr zu wünschen übrig.

Hätte die Lieblingsaussage der „Bauflüsterer“ gestimmt, wo würde unser Haus bereits seit mehr als einem Jahr stehen. Denn als unsicherer Bauherr fragt man ja gerne einmal nach, ob sich alles so verwirklichen lässt, wie man es vorhat. Die häufigste Antwort: „Kein Problem!“ Und im Oktober 2012, als bereits einige der Nicht-Probleme plötzlich doch kompliziert geworden waren, hieß es immer noch: „Wenn wir im November anfangen zu bauen, seid ihr zu Weihnachten im eigenen Haus.“ Dass dieses Orakel sich als falsch erweisen würde, hing längst nicht nur mit den Wetterverhältnissen zusammen. Aber dass diese Vorhersage nicht eingehalten werden könnte, ist noch das kleinste Übel. Schlimmer waren da andere Dinge, die sich bis heute auswirken.

Zum Beispiel das der fehlenden Fachleute: Im Mai 2012 wollten wir während eines Bauherrenseminars der „Bauflüsterer“ (das damals im Übrigen nur dürftige Informationen lieferte) die Außenwände unseres Hauses bauen. Dazu hätten eigentlich die Architektenpläne für unser Haus fertig sein sollen. Nur: der von den „Bauflüsterern“ beauftragte Architekt hatte seinen Auftrag irgendwie verschlafen oder nicht ernst genommen – Pläne gab’s zum Seminar jedenfalls keine. Der Architekt war jedenfalls sehr schnell auch wieder ganz aus der Nummer heraus – und wir standen ohne da. Trotzdem begannen wir also mit dem Bau der Wände. Schließlich war ja alles „kein Problem“.

Der Bau der Wände allerdings war irgendwie doch eines. Eine Woche Urlaub hatten wir uns dafür genommen, nach der Voraussage der „Bauflüsterer“ genug Zeit, um alle Außenwände fertig zu bekommen. Das bestellte Material reichte aber nicht aus, um alle Wände zu zimmern, mehrere Tage mussten wir auf Nachschub warten. Und auch, als der eingetroffen war, lief’s nicht rund. Denn entgegen der Zusage war nicht immer ein Ansprechpartner da, der uns hätte helfen können. Obwohl wir relativ schnell verstanden hatten, wie so ein Wandaufbau funktioniert, und auch dementsprechend zügig arbeiten konnten, war der Zeitplan nicht einzuhalten. „Alles kein Problem, die restlichen Wände können wir euch bauen“, war die Reaktion der „Bauflüsterer“. Fragt sich nur, wie?

Nächstes Problem, das eigentlich keines sein sollte: der Architekt. Als wir nämlich endlich ein passendes Grundstück gefunden und gekauft hatten, wollten wir auch den Bauantrag stellen. „Kein Problem“ hieß es wieder, und nach einiger Zeit war auch ein Architekt gefunden. Der sollte allerdings ein Problem werden, denn erstens hatte er keine Zulassung für Schleswig-Holstein, zweitens arbeitete er unsorgfältig. Die Folge: das Bauamt ließ unseren Antrag im ersten Anlauf durchfallen. Vielen Dank für den Zeitverlust – dass wir danach unter anderem die Baubeschreibung selbst verbessert haben, um grünes Licht für unser Bauvorhaben zu bekommen, lassen wir einmal ganz außen vor.

Irgendwann im November 2012 konnte es dann tatsächlich losgehen. Allerdings war beim Aufstellen der Wände von den „Fachleuten“, die uns zugesagt worden waren, wenig zu sehen. Die restlichen Außenwände, die nicht von uns gezimmert worden waren, waren teilweise falsch gebaut worden. Die ebenfalls nicht von uns gebauten Innenwände stimmten vom Maß her auch zum Teil nicht. Türausschnitte hatten unterschiedliche Höhen, manche Wände waren zu lang, andere zu kurz. Und nicht zu vergessen, der Zeitplan. Voraussage vor Beginn der Arbeiten: Das Haus steht nach einem Tag. Blöd nur, dass so ein Wintertag etwas kürzer ist als ein Sommertag. Und blöd auch, dass so ein Winkelbungalow auch nicht so einfach aufzustellen ist wie ein einfaches, rechteckiges Haus. Aus einem Tag wurden also drei – und von „fertig aufgestellt“ konnte dann auch noch längst nicht die Rede sein, weil sämtliche Giebel noch fehlten. Den Aufbau des Dachstuhls konnten wir aus Zeitgründen nicht mehr beobachten – entsprechend sieht dieser heute aus. Aber alles „kein Problem“.

Leider machten wir den Fehler, den „Bauflüsterern“ auch die Vorbereitungen fürs Dachdecken zu überlassen. Da wurde so viel falsch gemacht, dass die richtigen Dachdecker später unter anderem die gesamte Traglattung für die Dachpfannen wieder herunterreißen und neu aufbringen mussten. Kommentar des Firmenchefs: „Als Schulnote hätte ich für dieses Dach eine „8“ gegeben.“

Und weil ja alles „kein Problem“ war bei den „Bauflüsterern“, war es auch kein Problem, sich an gemachte Zusagen nicht zu halten bzw. auf weitere Anfragen nicht mehr zu reagieren. Begründung des „Firmengründers“ im März 2013: Darmkrebs, und zwar „ziemlich weit fortgeschritten“. Aus dem Versprechen, sich eine Woche später wieder bei uns zu melden, wurde – wundert das jemanden – nichts. Überraschend nur, dass dieser schwer kranke Mann im Januar noch ein Seminar für Bauherren abgehalten hat. Und auch noch Werbung für ein Seminar im April 2013 gemacht hat. Und nur wenige Monate später bereits neue Arbeitstische für Hauswände in seiner Produktionshalle aufbaute. Wann er die wohl bestellt hat? Kurz nach der Spontanheilung vom fortgeschrittenen Darmkrebs? Ich habe einige Krebskranke kennengelernt, aber keiner von denen war kurz nach dieser Diagnose schon wieder so fit, dass er wieder arbeitete, als sei nichts gewesen.

Ach ja, und dann war da ja noch die Sache mit dem Architekten. Wir hatten eine Vereinbarung, dass wir den „Bauflüsterern“ ihre Internetseite gestalten und dafür als Gegenleistung die Architektenpläne erhalten. Wir erfüllten unseren Teil der Abmachung, bauten eine Webseite, gestalteten ein großes Werbebanner für die Produktionshalle und auch noch kleine Baustellenschilder als Präsent – und erhielten just vom Architekten eine Mail, in der er uns bat, unsere Rechnung mit ihm zu begleichen. Davon, dass die „Bauflüsterer“ diese Kosten übernehmen würden, hatte ihm offenichtlich niemand etwas gesagt. Wir kommen uns im Nachhinein jedenfalls wie Versuchskaninchen vor, die die „Bauflüsterer“ brauchten, um Schwächen bei der eigenen Arbeit zu erkennen, aber auch, um sich Anregungen für neue Projekte zu holen. Die Thermo-Bodenplatte, die unter unserem Haus ruht, war den „Bauflüsterern“ vor unserem Projekt zum Beispiel unbekannt. Heute wird fleißig für eine solche Platte geworben, fast so, als sei es eine eigene Erfindung.

Alles „kein Problem“? Wer soll das noch glauben?

SO hatten wir uns unseren Traum vom Haus NICHT vorgestellt!


Hier einige Bilder der Baumängel.

Die zwei Video zeigen sehr deutlich wie unsachgemäß z.B die Sparren gesetzt wurden.

Sparrenabstand wächst um 25 cm
Ein Dachstuhl, unterschiedliche Sparrenabstände

 

Nachtrag: Nachdem wir unseren Erfahrungsbericht auf dem Bauschulprofil bei facebook gepostet hatten, wurde man wohl plötzlich sehr aktiv und hat sehr viele Einträge, unseren natürlich auch und Fotos gelöscht. Huch, auf Emails von ehemaligen Bauherren antwortet man nicht, aber hier geht plötzlich alles sehr schnell. Aber na, wen wundert auch das Verhalten noch…..